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Adlerbussard

Beim morgentlichen Twitter-Scrollen eine Seltenheit entdeckt

 

Anstatt gleich mit der Arbeit zu beginnen, scrollte ich an diesem Montagmorgen noch etwas durch den Twitter-Feed und stiess dabei auf Greifvogelfotos, die Urs Kyburz am Vorabend für seinen Sohn Silvan Kyburz hochgeladen hatte. Es gab bereits einige Bestimmungsvorschläge: Rotmilan, Rohrweihe, Mäusebussard. Die ersten zwei kann man auf Grund der Schwanzform beziehungsweise der Zeichnung ausschliessen. Handelte es sich wirklich nur um einen komisch gefärbten Mäusebussard? Sehr hellköpfig mit Kontrast zu einem dunkelbraunen Bauch, auffallend helle Basis der Handschwingen und helle Armdecken auf der Oberseite, sehr lang erscheinende Flügel. Das alles passte nicht wirklich zu einem Mäusebussard, aber sehr gut für einen Adlerbussard! Ich erfragte bei Urs den genauen Beobachtungsort und schickte die Fotos an einige Ornikollegen. Zum Glück bekam ich von Urs schon kurz darauf eine Antwort mit den Ortsangaben und hatte an diesem Morgen keinen Termin, so dass ich nachsehen konnte, ob sich der Vogel noch in der Region aufhielt. In der Zwischenzeit hatte ich auch eine Meldung über Swissbirdalert gemacht. Per Zug und Klappvelo fuhr ich also nach Oberkulm und hoffte, dass der Nebel noch über der Landschaft hing. Dort angekommen, musste ich feststellen, dass sich der Nebel bereits vor einiger Zeit aufgelöst hatte und checkte gleich einmal alle fliegenden Greifvögel: Mäusebussard, Rotmilan, Rotmilan, Mäusebussard. Wie bei einer Nachsuche üblich, fuhr ich an die Stelle der letzten Beobachtung. Schon von weitem sah ich einen Greifvogel auf einem Pfosten sitzen. Ein schneller Blick durch den Feldstecher bestätigte: Das muss der Vogel sein, der von Silvan Kyburz am Vortag fotografiert wurde: Fast weissköpfig mit einem kontrastierend dunklen Bauch. Klappi an den Feldrand geschmissen, Spektiv und Kamera rausgeholt. 

Unterdessen war der Bussard auf den Acker geflogen, um dort etwas zu fressen. Beim Zurückfliegen, fielen die kräftigen Flügelschläge und die hellen Handschwingenbasen, sowie Armdecken auf. Per Swissbirdalert meldete ich, dass der Vogel noch vor Ort ist. Nach den ersten brauchbaren Belegfotos verschob ich mich etwas, um die Sonne im Rücken zu haben. Ich fuhr am Bussard vorbei, um ihn nicht wegzuscheuchen und hielt erst ausserhalb seines Sehfelds hinter einem Maisfeld. Von der Ecke des Maisfeldes gelangen weitere und noch bessere Fotos. Der Adlerbussard flog mehrmals von den Bäumen in die Wiese oder auf den Acker. In einer Fichte sitzend wurde er wiederholt von zwei Rotmilanen attackiert, was ihn schliesslich zum Auffliegen bewog. Er drehte eine Runde über seinem Jagdgebiet und flog dann von den Rotmilanen verfolgt nach Nordwesten weg. Die Flügelschläge erinnerten fast etwas an einen Adler, ausserdem war der Bussard nicht viel kleiner als die Rotmilane. Noch eindrücklicher war der Grössenvergleich mit einem Mäusebussard, der kurz darauf auch angriff, siehe Fotos! Schliesslich fand der Bussard eine Thermiksäule und kreiste darin mit leicht angehobenen Flügeln. Er zog aber noch nicht ab, sondern flog nochmals an uns - Nicola Haltiner war unterdessen auf Grund der SBA-Meldung angekommen - vorbei und verschwand dann hinter einem Wald in der nächsten Landschaftskammer und wurde von niemandem mehr gesehen. Schade blieb er nicht länger.

Weshalb handelt es sich nun aber um einen Adlerbussard und nicht um einen Mäuse- beziehungweise Falkenbussard (Buteo buteo vulpinus), der östlichen Unterart des Mäusebussards? Auf Grund der kaum abgenutzten, einheitlichen Schwingen, der hellen Iris und einer nicht klar abgesetzten dunklen Endbinde der Schwingen handelt es sich um einen Vogel im 1. Kalenderjahr. Weitere Merkmale ergänzend zu den bereits beschriebenen:

  • Die Handwurzelflecken (Bugflecken) sind einfarbig dunkelbraun bis schwarz und ausgedehnt (bei Falkenbussard selten) und kontrastieren zu den hellen Unterarmdecken
  • Die kleinen Unterarmdecken sind nicht dunkler als die restliche Decken (Unterschied zu Falkenbussard und Mäusebussard)
  • Die Grossen Unterarmdecken sind dunkel, allerdings sind mehrere nicht gut sichtbar, so dass kein dunkles Band ausgebildet wird
  • Auf der Oberseite sind die Armschwingen der dunkelste Teil im Kontrast zu den deutlich helleren, orange-braunen Armdecken. 
  • Der Schwanz ist von oben an der Basis ähnlich hell wie die äusseren Handschwingenbasen, zur Spitze hin dunkler und hatte eine warm sandig-orange Farbe und eine feine, eher schwache Bänderung, welche nach aussen kräftiger wird (Der Falkenbussard hat meist eine deutlichere Bänderung.)
  • im Direktvergleich mit einem Mäusebussard deutlich grössser (Falkenbussard ist eher noch etwas kleiner als Mäusebussard)

Bestimmungsquellen:

Svensson, L., Mullarney, K., & Zetterström, D. (2021). Der Kosmos Vogelführer. Kosmos Verlags GmbH.

Forsman, D. (2016). Flight identification of raptors of Europe, North Africa and the Middle East. Bloomsbury Publishing.

Lawicki, L., Corso, A. & Khil, L. 2013. Long-legged Buzzards in Europe-Britain next. Birding World 26(8): 332-343.

 

  

Der Exkursionsfrühling neigt sich dem Ende zu, weshalb ich einen Blick zurück werfen möchte. Ursprünglich hatte ich geplant zu jeder Exkursion einen kurzen Bericht zu schreiben, das hat sich dann aber als unrealistisch herausgestellt, da sich die Tage schnell mit verschiedenen Aufträgen und etlichen Exkursionen füllten. Das grosse Interesse an den Kursen und Exkursionen hat mich sehr gefreut und es war toll zu sehen, wie die Teilnehmenden Fortschritte machten bei der Bestimmung der Vögel und dem Erkennen der Stimmen im Speziellen.  Nachfolgend habe ich einige Rückmeldungen zu den Vogelstimmenkursen aufgeführt, sowie eine Auswahl von Fotos zusammengestellt. Die Fotos entstanden in den allermeisten Fällen auf der Vorexkursion, entsprechen aber den Beobachtungen auf der Exkursion. Nur in Ausnahmefällen mache ich auf der Exkursion zu Dokumentationszwecken Fotos. So zum Beispiel bei meinem Frühlingshighlight: Einer Rötelschwalbe, welche sich im Vogelstimmenkurs 2 am Flachsee direkt vor uns in den Busch setzte. Neben der Rötelschwalbe gab es unzählige weitere Highlights auf den Exkursionen. Um ein paar zu nennen: balzende Kleinspechte in Frauenfeld, Blaukehlchen à gogo im Rheindelta, drei Weissbartseeschwalben am Pfäffikersee, ein zutrauliches Tüpfelsumpfhuhn im Tessin, Rothals- und Ohrentaucher am Bodensee, Wendehals, Gartenrotschwanz und Zaunammer in Maienfeld und so weiter. Noch wichtiger als tolle Vogelbeobachtungen sind aber die Zufriedenheit und die Lernfortschritte der Kursteilnehmenden. 

Im Oktober fanden zwei Rufkurse im Rheindelta statt. An beiden Wochenenden konnten wir die Rufe der Singvögel immer wieder üben. Wir begannen die Exkursion bei den Schleienlöchern, wo wir die Rufe von Rotkehlchen, Zaunkönig, Gartenbaumläufer, Schwanzmeisen, Mistel- und Rotdrosseln,  Eisvogel und weiteren Arten trainieren konnten. Anschliessend fuhren wir mit den Velos auf den rechten Damm und hörten immer wieder Rohrammern, Bluthänflinge und Bartmeisen rufen. Alle Arten könnten wir auch schön sehen. An der Dammspitze konzentrierten wir uns dann auf die Limikolen, insbesondere die Altersbestimmung beim Alpenstrandläufer diskutierten wir ausführlich. Am ersten Wochenende waren zudem ein Kiebitzregenpfeifer und mehrere Sandregenpfeifer anwesend. Am zweiten Wochenende flog mehrfach eine SCHNEEAMMER um uns herum, was für eine tolle Überraschung!

Der zweite Tag startete mit einer Frühexkursion und einem ausgiebigen Frühstück am wunderbaren Buffet im Hotel am See. Bevor wir wieder nach draussen gingen, stand ein kurzer Theorieblock zu den Rufen und zur Limikolen-Alterbestimmung auf dem Programm. Anschliessend fuhren wir mit den Velos zum Glashaus. Auf dem Weg dorthin liess sich ein Raubwürger schön beobachten. Am ersten Wochenende war ausserdem in den Wiesen ums Glashaus ein Kranich am rasten und am zweiten Wochenende waren bereits die ersten Singschwäne eingetroffen.

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